Wer sich als Anleger dafür entscheidet, Fonds, Aktien oder andere Wertpapiere selbst auszuwählen, der sollte in regelmäßigen Abständen seine Bestandspositionen überprüfen. Ein sogenannter Depotcheck hat mehrere Vorteile. Weniger empfehlenswert ist es hingegen, sich mehrere Jahre nicht um die eigenen Bestände zu kümmern, auch wenn eine bekannte Börsenweisheit lautet, dass man seine Aktien ins Depot nehmen und dann „vergessen“ sollte. Es gibt einige Maßnahmen, die im Rahmen eines solchen Depotchecks sinnvoll sein können.
Welche Gründe gibt es für einen regelmäßigen Check Ihres Wertpapierdepots?
Insbesondere bei größeren Beständen in Ihrem Wertpapierdepot ist es sinnvoll, eine regelmäßige Bestandsaufnahme durchzuführen. Im Zuge einer sogenannten Ist-Aufnahme können Sie ermitteln, ob die aktuellen Werte in Ihrem Depot noch geeignet sind, um Ihre persönlichen Anlageziele zu erfüllen. Im Rahmen einer solchen Bestandsaufnahme können Sie sich beispielsweise die folgenden Fragen stellen und beantworten:
- Habe ich noch die Verteilung meines Kapitals, die ich ursprünglich haben wollte?
- Welche Bestandspositionen liegen in der Gewinn- oder Verlustzone?
- Macht es Sinn, verlustreiche Positionen zu halten?
- Kann ich besonders erfolgreiche Bestandswerte nachkaufen oder mit Gewinn verkaufen?
- Möchte ich meine Anlagestrategie anpassen und daher Umschichtungen vornehmen?
- Sollte ich einen Kredit bei aktuellen Konditionen für das Wertpapier aufnehmen?
Der Sinn und Zweck eines Depotchecks ist in erster Linie, ungünstige Positionen zu identifizieren. Zudem sollten anschließend natürlich die entsprechende Maßnahmen folgen, beispielsweise Wertpapiere umzuschichten. Anders verhält es sich bei Oskar.
Auf welcher Basis sollte der Check Ihres Depots erfolgen?
Bevor Sie mit dem Depotcheck beginnen, sollten Sie eine bestimmte Vorgehensweise definieren. Immerhin geht es darum, Verbesserungsmöglichkeiten zu identifizieren. Dazu müssen Sie natürlich Ihre eigenen Ziele kennen und dann anhand der Bestandsaufnahme prüfen, ob diese mit einzelnen Positionen vielleicht nicht mehr erreicht werden können. Zum Depotcheck gehört auch, dass Sie das derzeitige Risiko Ihres Portfolios berechnen.
Eine gute Vorgehensweise im Rahmen vor und während des Depotchecks könnte wie folgt aussehen:
- Eigene Anlageziele überprüfen
- Derzeitiges Risiko des Portfolios berechnen
- Ergebnis der Bestandsaufnahme analysieren
- Notwendige Maßnahmen ergreifen
Nachdem absolvierten Check Ihres Depots gibt es mehrere Möglichkeiten und Optionen, was Sie tun können, sollte Optimierungsbedarf vorhanden sein.
Rebalancing vornehmen: das Gleichgewicht wieder herstellen
Insbesondere professionelle Vermögensverwalter, aber auch spezielle Anlageabteilungen der Banken, nehmen häufig ein sogenanntes Rebalancing vor. Dies beinhaltet, dass die Bestände in regelmäßigen Abständen überprüft werden, ob die Gewichtung des Gesamtportfolios noch so wie ursprünglich geplant ist. Sollte dies nicht der Fall sein, wird durch das Rebalancing eine Anpassung und Wiederherstellung der ursprünglichen Gewichtung zwischen den einzelnen Anlagepositionen vorgenommen.
Wie das Rebalancing in der Praxis funktionieren kann, möchten wir am folgenden Beispiel verdeutlichen. Zunächst stellen wir dar, wie sich Ihr Portfolio zu Beginn von der Gewichtung her mit den einzelnen Anlageformen dargestellt hat. Im zweiten Schritt zeigen wir die Veränderungen auf, die sich nach beispielsweise drei Jahren bei den Bestandspositionen ergeben haben.
Ursprüngliche Gewichtung und Zusammensetzung des Portfolios
- 25 % Aktien
- 25 % Rentenpapiere
- 25 % Aktienfonds
- 25 % offene Immobilienfonds
Portfolio Zusammensetzung nach drei Jahren
- 35 % Aktien
- 20 % Rentenpapiere
- 25 % Aktienfonds
- 20 % offene Immobilienfonds
In diesem Beispiel haben die Aktien also im Laufe der letzten drei Jahre eine deutlich größere Gewichtung in Ihrem Portfolio erhalten. Möchten Sie jetzt durch das Rebalancing die ursprüngliche Zusammensetzung wiederherstellen, müssen Sie einige der Aktien verkaufen. Entweder wird dadurch bereits die ursprüngliche Gewichtung wiederhergestellt oder Sie müssen noch weitere Maßnahmen ergreifen, wie zum Beispiel Anleihen und Anteile an Immobilienfonds zu kaufen, da diese von der Gewichtung her gesunken sind.
Bestandspositionen mit Gewinn veräußern und/ oder verlustreiche Positionen abstoßen
Neben dem relativ neutralen und klar geregelten Rebalancing gibt es nach dem durchgeführten Depotcheck noch weitere Maßnahmen, die Sie ergreifen können. So wäre es beispielsweise möglich, dass Sie solche Wertpapierbestände, mit denen Sie einen (guten) Gewinn erzielt haben, veräußern und so eine Realisierung des erzielten Gewinns vornehmen. Gleichermaßen kann es ebenfalls sinnvoll sein, über einen längeren Zeitraum verlustreiche Positionen abzustoßen und durch aussichtsreichere Aktien oder sonstige Wertpapiere zu ersetzen. Diese Maßnahmen sind natürlich sehr individuell und Sie sollten sich vorher damit beschäftigen, ob ein Verkauf und der Kauf neuer Wertpapiere überhaupt sinnvoll ist.
In dem Zusammenhang sind insbesondere Analystenmeinungen, aber auch die Einstufungen von Rating-Agenturen, eine gute Hilfe. Im Hinblick auf Aktien geben die Experten und Analysten in der Regel einen der folgenden drei Ratschläge:
- Kaufen
- Halten
- Verkaufen
An diesen Empfehlungen können Sie sich durchaus in orientieren, auch wenn es sich dabei natürlich nicht um eine Garantie handelt. Auf jeden Fall ist es erforderlich und empfehlenswert, dass Sie sich intensiv mit jeder einzelnen Bestandsposition auseinandersetzen und möglichst mehrere Meinungen einholen bzw. selbst eine Analyse der aktuellen Situation durchführen.
Zukünftige Sicherungsmaßnahmen vornehmen
Ein weiteres Resultat aus dem durchgeführten Check Ihres Depots kann darin bestehen, dass Sie zukünftig mehr oder überhaupt Sicherungsmaßnahmen vornehmen. Haben Sie beispielsweise mit einigen Bestandspositionen bereits gute Gewinne erzielt oder möchten Sie vermeiden, dass mit anderen Positionen zukünftig größere Verluste entstehen, könnte das Erteilen oder Verändern einer Stop-Loss Order sinnvoll sein. Damit können Sie sowohl bereits erzielte Gewinne absichern als sich vor größeren Verlusten schützen. Das Risikomanagement ist ohnehin ein wichtiger Teil und sollte Hand in Hand mit einer regelmäßigen Depotanalyse gehen.
Fazit zum Check Ihres Depots: jährliche Überprüfung auch in 2020 sinnvoll
Falls Sie als Anleger Ihre Wertpapiere selbst auswählen, sollten Sie in regelmäßigen Abständen einen Check Ihres Wertpapierdepots vornehmen. Sinnvoll ist sicherlich ein Jahresrhythmus, aber natürlich ist es ebenfalls nicht verkehrt, diesen Depotcheck halbjährlich oder sogar vierteljährlich durchzuführen. Wichtig ist, dass Sie Ihre Ziele kennen oder notfalls neu definieren. Nur dann können Sie aus dem durchgeführten Check die entsprechenden Maßnahmen einleiten. Mitunter ist es sinnvoll, sich weitere Informationen einzuholen. Dazu gehören insbesondere Analystenmeinungen oder auch Ergebnisse, die bezüglich Ihrer Bestandspositionen aus der Chart- oder Fundamentalanalyse resultieren.
Manche Anleger führen – wie übrigens auch professionelle Vermögensverwaltungen – häufig ein Rebalancing durch. Dadurch wird gewährleistet, dass Ihr Portfolio zumindest in regelmäßigen Abständen wieder auf die ursprüngliche Gewichtung zwischen den einzelnen Beständen und Anlageformen zurückgesetzt wird. Wenig Sinn macht das Rebalancing nur, wenn sich Ihre Anlageziel geändert haben. Dann können Umschichtungen im Depot eine sinnvolle Maßnahme darstellen.